Das hässliche Entlein

Das hässliche Entlein – ein „Sonnen“-Märchen

Um dir die Bedeutung, deine Sonne zu leben (also dein Königreich zu finden), bildhaft näher zu bringen hab ich mir dieses Märchen ausgesucht. Es repräsentiert für mich einen typischen Entwicklungsweg bei der Suche zu sich selbst. Auf dem individuellen Lebensweg ist jeder aufgefordert sein eigenes „Königreich“ und sein tatsächliches „Ich“ (was man meist selbst nicht so genau kennt, sondern vieles von anderen ungeprüft übernommen hat) zu finden. In der Astrologie ist die Sonne der Herrscher des Tierkreiszeichens Löwe, welches grundsätzlich das gleiche Gefühl und Analogie repräsentiert. Die Sonne steht jedoch in allen 12 Tierkreiszeichen sehr stark und entwickelt dort ihre individuelle Färbung und Einzigartigkeit. Hinzu kommt noch das jeweilige Haus und die Aspekte des persönlichen Radix. Keine Sonne im Geburtshoroskop ist besser oder schlechter als eine andere. Jede Tierkreiszeichen-Energie hat ihre Berechtigung und Aufgabe im Leben. Der „bunte Blumenstrauß“ macht das Leben erst lebenswert und interessant.

Analogie des Erzählens von Märchen zur Astrologie

In diesem Artikel erzähl ich dir zunächst das Märchen selbst. In einen meiner nächsten Artikel erfährst du dann mehr über die Analogie und die Bedeutung. Märchen erzählen ist meiner Meinung nach hauptsächlich Zwillings- und Krebs- Energie. Ich erwähne dies immer wieder um dir möglichst viele Analogien und Bilder mit der Zeit zu vermitteln.

Der Zwilling erzählt das Märchen vom Verstand, er kommuniziert gern und hat die Fähigkeit dieses zu analysieren und von allen Seiten zu betrachten. Er hat aber auch Spaß und Freude am Erzählen selbst. Der Zwilling ist wortgewandt und hat die Fähigkeit eine Geschichte in Dramaturgie und Spannung so aufzubauen, dass der Zuhörer an seinen Lippen klebt und das Märchen selbst miterlebt.

Krebs-Energie ist tief im Gefühl, er bemuttert und spinnt wertvolles „Lebensgarn“, sogenannte „Seelenmilch“, und gibt diese weiter. Wenn jemand gut Geschichten erzählen kann, dann tut das unserer Seele gut und ist wie Balsam – ein Ausflug in eine kindlich leichte Phantasiewelt. Aber jetzt zum Märchen selbst.

Das hässliche Entlein

Es war einmal an einem schönen sonnigen Tag Ende August. Die Bauern fuhren die Ernte ein und die ersten welken Blätter fielen von den Bäumen. Unten am Fluss saß eine Entenmutter in ihrem Nest unter dem Schilfgras verborgen und brütete ihre Eier aus.

Eins nach dem anderen schlüpften die Entenjungen aus ihren Eiern. Nur ein Ei blieb still wie ein Stein im Nest liegen und wollte nicht aufbrechen. Es war viel größer als die anderen, und manchmal kam es der Entenmutter vor, als hätte es auch einen ungewöhnlichen Farbton.

Eine ältere Entendame flatterte quakend herbei, um der Mutter zu ihrer frisch ausgeschlüpften Brut zu gratulieren, aber dann sah sie das übergroße Ei im Nest liegen, schüttelte den Kopf, dass die Wassertropfen flogen, und quakte: „ Meine Liebe, man hat dir ein Putenei untergeschmuggelt, ich sehe das gleich. Du darfst es auf keinen Fall ausbrüten. Puter können nämlich nicht schwimmen.“ Die alte Ente wusste, wovon sie sprach, denn sie hatte selbst einmal versucht, einen Puter auszubrüten.

Aber die Entenmutter hatte schon sooo lange auf dem merkwürdigen Ei gesessen… Der Gedanke, dass all ihre Mühe vergeblich gewesen sei gefiel ihr gar nicht. Also blieb sie weiterhin auf dem Ei sitzen und brütete und brütete… Und plötzlich…- eines Tages wackelte es, und ein großes unansehnliches, hässliches Geschöpf pickte sich den Weg ins Leben frei. Seine Haut war von rot-blauen Blutgefäßen durchzogen, seine Augen schimmerten rosarot, und seine Füße hatten eine ungesunde blässliche, grauviolette Farbe.

Mit vorgestreckten Hals begutachtete die Entenmutter ihr Küken und murmelte vor Sorge und Scham: “Tatsächlich, es ist völlig missraten!“ Aber dann hopste das hässliche Küken ins Wasser und schwamm zielgerade und mit entengleicher Sicherheit zu seinen Brüdern und Schwestern. Die Mutter war erleichtert. „Also doch kein Puter“, dachte sie. „Nein, ein Kind von mir… Aber es sieht so ungewöhnlich aus? Obwohl… mit etwas gutem Willen könnte man beinahe sagen, dass es irgendwie süß aussieht.“

Stolz setzte sich die frischgebackene Entenmutter an die Spitze ihrer Brut und schwamm quer über den Fluss, um der ganzen Flussgemeinde ihre Kükenschar vorzuführen. Das ging so lange gut, bis ein kraftstrotzender junger Enterich über das Wasser geflattert kam und das ungewöhnliche Entlein laut kreischend in den Hals biss. „Was fällt dir ein?“ fuhr die Mutter dazwischen, aber der Kraftprotz biss nur noch heftiger zu und schrie so laut, dass es alle anderen Enten in der Gegend hören konnten: „Schaut euch diese Missgeburt an! Schaut, wie komisch und hässlich das Vieh ist! Weg mit ihm, es gehört nicht zu uns!“

Die anderen Entenfamilien stimmten ihm quakend und kopfnickend zu. Und so oft die Entenmutter ihr Junges in den folgenden Tagen gegen die Angriffe und den Spott verteidigte, so oft sie seine Vorzüge hervorhob, seine Größe und zukünftige Stärke pries – es half alles nichts. Das hässliche Entlein wurde wie ein Aussätziges behandelt und von allen Futterstellen verjagt. Sein Leben war so qualvoll, dass es immer schwächer, trauriger und mutloser wurde und sich kaum noch gegen seine Feinde wehrte.

Und irgendwann brachte selbst die Entenmutter nicht mehr die Kraft auf, ihr Junges zu verteidigen. Und so rief sie eines Tages verzweifelt aus: „Ich wünschte, du würdest einfach verschwinden.“ Als es das hörte, ließ das hässliche Entlein traurig den Kopf hängen und machte sich auf den Weg in die Fremde. Die Enten hatten ihm fast alle Federn ausgerupft; es konnte nicht fliegen, nur humpeln, aber es schleppte sich von seinem Zuhause fort. Es kam in eine flache Seenlandschaft, löschte seinen Durst mit ein paar Tropfen Wasser und blieb völlig erschöpft liegen.

Zwei fesche junge Ganter flatterten über den See herbei und tönten: „Na, Junge, wie wär‘s? Willst du mit uns kommen und den hübschen Gänsemädchen drüben am anderen Ufer nachstellen? Ha, ha, ha…- so hässlich wie du bist…“ Die Ganter konnten den Satz nicht beenden, denn plötzlich ertönte das Krachen von Jagdgewehrschüssen. Die beiden Ganter stürzten blutend zu Boden. Das hässliche Entlein tauchte blitzschnell im Seewasser unter, wo die Hunde und Jäger es nicht finden konnten.

Nachdem alles wieder still geworden war, watschelte das Entlein weiter auf seiner Suche nach einem neuen Zuhause. In der Abendsonne fand es sich vor einer windschiefen Holzhütte wieder, wo eine zerlumpte alte Frau, mit ihrer struppigen schwarzen Katze und einem schielenden Huhn lebte. Die Katze verdiente sich ihren Lebensunterhalt bei der Alten, indem sie Mäuse und Ratten fing. Das Huhn legte jeden Tag ein Ei und wurde deshalb in der Hütte geduldet.

Die alte Frau freute sich, als sie das Entlein in ihren Hof watscheln sah. Sie dachte bei sich: „Wenn es Eier legt, bleibt es am Leben. Wenn nicht, kann ich es über dem Feuer braten und eine gute Mahlzeit aus ihm herausholen.“ So durfte das Entlein mit in die windschiefe Hütte und bekam einen Platz zugewiesen. Aber dem Huhn und der Katze war das Entlein ein Dorn im Auge und bald verhöhnten sie es nur noch: „Wozu sollst du gut sein? Du legst weder Eier noch fängst du Ratten und Mäuse?“

Seufzend sagte das Entlein, dass es scheinbar zu nichts anderem taugte, als zu gründeln und unter dem freien Himmel über das Wasser zu segeln. Das konnte weder die Katze noch das Huhn verstehen, denn beide verabscheuten das Wasser. Da die Kritik und der Hohn der beiden aber kein Ende nehmen wollte, sah das Entlein ein, dass es auch bei ihnen keinen Frieden finden würde, und so machte es sich wieder auf den Weg, um woanders sein Glück zu versuchen.

Ein paar Tage später fand es einen kleinen Teich, in dem es schwimmen konnte, aber nun wurde der Wind schon eisiger, und der erste Frost lag drohend in der Luft. Eines Tages blickte es zum Himmel und sah einen Schwarm großer Vögel gen Süden ziehen. Bei diesem Anblick blieb ihm fast sein kleines Herz stehen… Die Vögel schienen ihm von unvergleichlicher Schönheit. Es hatte noch nie so königliche und anmutige Geschöpfe gesehen. Das Entlein hörte den Ruf ihrer Stimmen, es fühlte sich davon aufgerufen, ja, dieser seltsam aufrüttelnde Klang ließ etwas in seinem Herzen aufgehen, doch im nächsten Moment auch qualvoll in tausend Stücke zerspringen. Es antwortete mit einem wilden Schrei, wie es noch keinen in seinem kurzen Leben ausgestoßen hatte, und der majestätische Schwarm flog über den Teich davon und entschwand dem Blick des Entleins.

Das Entlein tauchte bis auf den tiefsten Grund des Teiches unter. Dort hockte es sich mit angehaltenem Atem hin, denn es wollte sich nie wieder von der Stelle rühren. Es fühlte sich leer, kraftlos und fürchterlich einsam.

Der Winter kam und der Frost überzog den Teich mit einer langsam härter werdenden Eisdecke. Die Schneeflocken tanzten lustig durch die kalte trockene Luft, aber das war dem Entlein völlig egal. Es war im Eis festgefroren und hatte keinen Lebensmut mehr. Es wäre erfroren, wenn nicht der Bauer vorbeigekommen wäre und das Eis mit einem Pickel aufgebrochen hätte. Er nahm vorsichtig das halbtote Entlein und steckte es unter seine wärmende Jacke. Er trug es nach Hause in die gute warme Stube.

Die Bauernkinder freuten sich über den neuen Spielgefährten. Sie lachten über sein komisches Aussehen und griffen nach ihm. Vor lauter Schreck flatterte es unter den Giebel und stieß seinen Kopf so hart am Gebälk, dass der Staub in die frisch gemachte Butter der Bauersfrau rieselte. Von dort aus flatterte es geradewegs in den Milchtopf. Die Kinder bogen sich vor Lachen, als es sich total mit Milch besudelt und völlig tollpatschig aus dem Topf wieder herauskämpfte. Es hatte sich gerade aus dem Topf befreit – da traf es der Besen der Bauersfrau und es rutschte auf dem Hintern über den Küchenboden. Die Bauersfrau scheuchte das Entlein laut schimpfend vor die Tür und schlug diese mit einem lauten Knall hinter ihm zu.

Das Entlein flatterte von Teich zu Teich, von Haus zu Haus, von Stall zu Stall und von Scheune zu Scheune. Es wäre gestorben wenn es nicht immer doch ein kleines geschütztes Schlupfloch für die Nacht im letzten Augenblick gefunden hätte. So ging es den ganzen Winter lang, aber plötzlich begann der Schnee zu schmelzen. Dem Entlein kam dies wie eine Ewigkeit vor.

Die Sonnenstrahlen wurden langsam stärker und das Wasser in den Seen und Teichen erwärmte sich. So putzte das hässliche Entlein sein Gefieder im ersten duftenden Frühlingswind. Seine Flügel waren inzwischen größer und stark geworden. Seine Schwingen trugen ihn jetzt höher und weiter denn je. Einmal, bei einem solchen Flug, an einem sonnigen Tag, sah es unter sich drei weiße Vögel auf einem glitzernden blauen See schwimmen. Sein Herz setzte aus, denn das waren ganz unverkennbar Angehörige der Gattung, die es im letzten Herbst bei ihrem Flug gen Süden beobachtet hatte. Nie hatte das Entlein den Anblick vergessen können.

Es nahm all seinen Mut zusammen und landete nicht weit von den großen weißen Vögeln im glitzernden blauen Wasser. Es erschrak sehr und hatte große Angst als die drei ihre Köpfe nach ihm umwandten und auf den Neuling zu schwammen. „Jetzt ist mein Ende gekommen“, dachte das hässliche Entlein. „Sie werden mich wegbeißen und mich verscheuchen, wie alle anderen auch. Wie soll es anders sein? Aber wenn ich schon sterben muss, dann werde ich lieber von ihnen getötet als von einem Jäger, einer wütenden Bauersfrau mit Besen oder einem langen, eisigen Winter.

Mit einem letzten Seufzer senkte es demütig und traurig den Kopf, um die ersten Hiebe und Bisse zu empfangen… aber im glasklaren Seewasser spiegelte sich seine Gestalt…- und siehe da – es erkannte sich selbst nicht mehr wieder. Es glich den schönen, weißen Vögeln, die es nun umringt hatten, geradeso wie ein Spatz dem anderen gleicht.

Anstatt ihn wegzubeißen, neigten sich die anderen ihm zu und begannen, sein Gefieder zu putzen, es zu begrüßen und als einen der ihren willkommen zu heißen. Bald segelten alle vier gemeinsam davon, zu den Nestern am Seeufer. Dort brüteten zwölf Schwanenpaare ihre Jungen aus, unweit von den Enten. Die Dorfkinder sahen es zuerst. Sie schwenkten die Arme, liefen aufgeregt hin und her und riefen immer wieder, bis das ganze Dorf es wusste: „Oh, schaut doch, schaut ein neuer weißer Schwan ist zu uns gekommen. Seht doch wie wunderhübsch dieser ist!“

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