Ich selbst habe einen Zwillings–Mond im 8. Haus in meinem Geburtshoroskop. Ich finde es somit mal wieder verblüffend stimmig, dass mir das Märchen vom gestiefelten Kater in meiner Kindheit so gut gefallen hat. Aber nun schauen wir uns das Märchen gemeinsam mal etwas genauer an.
Das Offensichtliche und das Verborgene
Im ersten Absatz scheint zunächst das Männliche in der Geschichte zu überwiegen. Es handelt von einem Müller mit seinen drei Söhnen, einer Mühle, einen Esel und einem Kater. Alle Beteiligten haben ihre Aufgabe und Arbeit um das Überleben und die Existenz zu sichern. So schaut es erstmal ganz offensichtlich und vom Verstand her aus. Es geht, wie im normalen Leben auch, um Arbeit bzw. Geld zu verdienen. Im ersten Abschnitt spürt man somit die Energien der Erdzeichen (Stier, Jungfrau, Steinbock) sehr stark.
Auf den ersten Blick fehlt das Weibliche. Es gibt keine Müllerin oder eine sonstige weibliche Person am Anfang in dieser Geschichte. Doch weit gefehlt. In diesem Märchen ist das Weibliche von Beginn der Geschichte an vorhanden, jedoch verborgen. Doch dazu später mehr.
Schauen wir uns zunächst mal die Erbschaft an. Ich denke du stimmst mir zu, dass diese alles andere als gerecht verteilt ist. Woher kommt das? Rein materiell gesehen ist eine Mühle mehr wert als ein Esel und ein Esel mehr wert als ein Kater. Wir messen Besitz und Reichtum generell gern am materiellen Geldwert im Außen.
Aus Sicht der Erdzeichen-Energien ist dagegen auch erstmal gar nichts einzuwenden. Sie haben die Aufgabe die Dinge auf der Erde zu manifestieren und (be)greifbar zu machen. Besitz und Geld ist somit weder schlecht noch gut, sondern neutral. Erst durch unsere Bewertung und persönliche Einstellung dazu empfinden wir dies positiv oder negativ. Wie ist deine Einstellung zu Besitz und Geld und welche Gefühle entstehen? Achte dabei mal auf dein Körpergefühl. Wird es in deinem Inneren bei den Gedanken eher weit oder eng in deiner Körperempfindung? Welche Gefühle stecken dahinter? Sind es Neid, Missgunst, Angst, Unzufriedenheit oder Freude, Zufriedenheit und Leichtigkeit?
Der Kater – das unbewusste Potential
Vielleicht hast du es schon vermutet – der Kater steht symbolisch für das Weibliche in diesem Märchen. Ein Kater oder auch eine Katze wird generell der weiblichen Energie in der Bildsprache zugeordnet. Weibliche Energie ist z.B. auch die Nacht, der Mond, das Unterbewusstsein, die Intuition und das Gefühl. Und ja, diese Energie sollten auch Männer in ihr Leben integrieren und nicht nur durch die Frau leben lassen.
Der jüngste Müllersohn ist zunächst sehr traurig über seine Situation, d.h. er ist grundsätzlich fähig zu fühlen. Tränen sind das Wasser der Seele, sie reinigen, spülen und bringen die Lebensenergie wieder zum Fließen. Diese Energie des Fühlens wird in der Astrologie hauptsächlich Krebs/Mond zugeordnet.
Aber unser Müllersohn ist noch sehr Verstandesgetrieben und bewertet Reichtum ausschließlich im Außen. Er überlegt ob er aus dem Fell des Katers ein paar Pelzhandschuhe macht. Das Bild der Pelzhandschuhe ist somit nicht zufällig gewählt, sie sind ein Symbol des Handelns (Widder/Mars). Man hätte ja auch eine Pelzmütze machen können oder eine Pelztasche. Aber nein, es sind Handschuhe und diese Bildsprache gilt es zu verstehen um das Märchen zu begreifen. Mit Handschuhen kann man nämlich auch schlechter Fühlen wenn man handelt. Schon mal darüber nachgedacht? Und in jedem Fall hätte es zum Tod des Katers (der das Gefühl repräsentiert) geführt.
Aber es kommt, Gott sei Dank, ganz anders. Der Kater (das Gefühl) überredet den Müllersohn ihm ein paar Stiefel anfertigen zu lassen. Was sind Stiefel in der Symbolsprache? Damit kann man laufen und auf beiden Füßen stehen. Unser Kater, der für das Weibliche und das Gefühl steht, bringt somit unseren Müllersohn dazu auf sein (Bauch-)Gefühl zu hören und dieses „zum Laufen“ zu bringen.
Die Handlungen des Katers – Zwillings-Energie pur
Alle Handlungen des Katers im Laufe der weiteren Geschichte sind Zwillings/Merkur-Energie pur. Er ist schlau, geistreich, trickreich, ein bisschen verwegen und auch halunkenhaft. Er ist extrem gewieft, aber diese Energie ist grundsätzlich vom Gefühl her nicht negativ für den Leser des Märchens. Irgendwie lächelt man über die Schläue des trickreichen Kerlchens.
Der See – Eintauchen in das Gefühl – Stirb und Werde
Eine Schlüsselszene ist, als der Kater seinen Herren zum Baden in dem See überredet. Der Müllersohn muss hier seine alten Kleider ablegen. Symbolisch stehen die Kleider für alles was den Müllersohn bisher ausmacht. Es heißt nicht umsonst „Kleider machen Leute“. Mit Kleidern wirkt man im Außen. In der Bildsprache sind Kleider auch ein Schutz um nicht „nackt“ da zu stehen und sich, z.B. persönlich und somit auch verletzlich, zu zeigen.
Unser Müllersohn schwimmt also völlig nackt im See. Er hat somit weder einen Schutz noch kann man aufgrund seiner Kleidung schließen was für ein Mensch er ist. Das Wasser symbolisiert hier auch wieder das Gefühl. Bist du schon mal völlig nackt in einem See geschwommen? Es ist ein völlig anderes Gefühl des Einsseins mit dem Wasser als mit Badekleidung, wenn man sich tragen lässt und der Körper schwerelos wird.
Das astrologische Thema dieser Szene ist „Stirb und Werde“ also reine Skorpion/Pluto-Energie. Unser Müllersohn lässt alles bisher bekannte hinter sich und wird als völlig neuer Mensch geboren.
Das Königreich und der Minister
Am Ende des Märchens bekommt der Müllersohn seine Prinzessin und wird König. Übertragen auf das Geburtshoroskop heißt das, er ist in seinem eigenen Königreich angekommen (vgl. hierzu meinen Artikel „Die Sonne – finde dein inneres Königreich“). Wer hätte gedacht, dass aus einem armen Müllersohn mal ein König wird? Nur weil er auf seinen Kater gehört hat, welcher den inneren Mond repräsentiert, konnte er sich da hin entwickeln.