Die Venus, der Morgen- und Abendstern ist nach Sonne und Mond das hellste Objekt am Himmel. Sie dreht sich in 243,1 Tagen einmal um ihre eigene Achse, und zwar im Uhrzeigersinn. Diese sogenannte rückläufige Rotation verläuft genau entgegengesetzt der Bahn um die Sonne und ist im ganzen Sonnensystem einmalig. Die Venus kann sich nie weiter als 48 Grad von der Sonne entfernen. Vor diesen astronomischem Hintergrund wird schon deutlich, dass die Venus etwas Besonderes ist.
Venus steht für das Schöne, die Liebe und Harmonie. Als Verkörperung der Erotik bedeutet sie auch Verlockung, Hingabefähigkeit und Sehnsucht. Ihr Ziel ist es Liebe und Erotik bis in ihre höchsten Formen zu kultivieren. Sie ist immer Du-bezogen, sie steht für Freundschaft, Beziehung und Partnerschaft. Venus möchte begehrt, geliebt, verwöhnt und geschmeichelt werden. Sie ist eine freundliche, angenehme, ausgleichende Energie.
Venus in der griechischen Mythologie
In der griechischen Mythologie ist sie die Aphrodite und Tochter des Uranus. Dessen Sohn Kronos schnitt ihm, auf Rat seiner Mutter Gaia, die Geschlechtsteile mit einem Sichelhieb ab und „warf diese hinter sich“ ins Meer. Das Blut und der Samen vermischten sich mit dem Meer, welches ringsum aufschäumte und daraus Aphrodite gebar.
Aphrodite ist die Göttin der Schönheit, der Liebe und der Harmonie. Verheiratet war Aphrodite mit Hephaistos, dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst, den sie allerdings mit Sterblichen und Unsterblichen betrog.
Bekannt war ihre lange Beziehung zum Kriegsgott Ares, aus der Eros, Harmonia, Phobos, Deimos und Anteros entstanden. Der eifersüchtige Ehemann brachte all seine Handwerkskunst auf und schmiedete ein unsichtbares unzerreißbares Netz, mit welchem er beide in flagranti erwischte. Die so Übertölpelten wurden den herbeigerufenen Göttern vorgeführt, die sich aber nicht entrüsteten, sondern auf Hephaistos‘ Kosten in ein unstillbares Gelächter ausbrachen.
In einer Homerischen Hymne wird Aphrodite wie folgt beschrieben:
„Muse, sage mir die Werke der goldenen Aphrodite, Herrin auf Kypros; süßes Verlangen weckt sie den Göttern, überwältigt der sterblichen Menschen Geschlechter, die Vögel hoch in den Lüften, die Scharen der Tiere, aller zusammen, mag sie das Festland, mag sie das Weltmeer zahllos ernähren: jedes buhlt um die Gnaden der schön bekränzten Kytherea.“
Venus im Geburtshoroskop
Der Venusstand in den Tierkreiszeichen lässt 12 Gesichter des weiblichen (bei Venus im Sinne der Geliebten) entstehen. Das bedeutet, dass die Venus von der spezifischen Tierkreisenergie in dem sie steht „gefärbt“ ist. Um das besser zu verstehen musst du die jeweilige Energie des Tierkreiszeichens verstanden und erfühlt haben. Das kannst du mit meiner Übung „Ins Gefühl für eine Tierkreiszeichen-Energie kommen“ zum Beispiel tun.
Zusammen mit dem Mond symbolisiert Venus das Weibliche im Horoskop. Dabei repräsentiert der Mond das weiblich Mütterliche. Die Venus dagegen die weiblich selbständige unabhängige Frau, im Sinne der Geliebten.
Venus ist die Herrscherin zweier Tierkreiszeichen, Waage und Stier. In beiden steht sie in ihrem Domizil, d.h. dort ist sie besonders stark und bringt ihre reinste Form zum Ausdruck.
Venus als Herrscherplanet von Waage
In Waage hat Venus die Aufgabe insbesondere das Schöne in die Welt zu tragen. Dabei geht es um Harmonie, Kunst und zwischenmenschliche Beziehungen. Waage ist ein Luftzeichen, somit symbolisiert sie hier auch die Leichtigkeit im Leben. Man kann sich hier sehr gut eine Blumenwiese vorstellen durch die ein sanfter Windhauch streicht und dadurch ein blumiger, angenehmer leichter Duft in der Luft liegt. Sie hat ein ausgeprägtes Schön/Hässlich-Empfinden. Sie steht in Waage für Frieden, Versöhnung, Gerechtigkeit und hat die Gabe sich verständnisvoll in Andere einzufühlen.
Waage ist das gegenüberliegende Zeichen von Widder. Ein gegenüberliegendes Zeichen repräsentiert immer den Gegenpol. Persönlich finde ich das Bild von Ares und Aphrodite dazu so schön und passend. Ich selbst habe einen Waage-Aszendenten und somit Waage im ersten Haus (Ich-Haus). Mein Deszendent und das siebte Haus (Du-Haus) steht im Widder. Zusätzlich habe ich in meinem Geburtshoroskop dort noch den Mars, den Herrscher von Widder, stehen. Wahrscheinlich finde ich das Bild und die Geschichten um diese beiden deswegen so schön und interessant.
Ares (Mars) verkörpert dabei den Eroberer, den jugendlichen Heißsporn und den Liebhaber, der sich zum Ziel gesetzt hat Aphrodite zu erobern. Aphrodite dagegen die weibliche erotische Verführerin, welche Ares mit all ihren Sinnen um den Verstand bringt. Es ist somit klar, dass dabei ein heißes Techtelmechtel entsteht und beide nicht voneinander lassen können. Sie befinden sich in einem ständigen Spannungsfeld von Liebe, Erotik, Lust, Schönheit, Verführung, Harmonie, Eroberungslust, Sehnsucht, Harmonie, Verschmelzung, Trennung und körperlicher Hingabe. Bei aller Du-Bezogenheit möchte Venus aber nie vereinnahmt werden. Sie liebt das Gefühl des Flirts und der Leichtigkeit.
In Waage sucht Venus nach Entscheidungen, die die Harmonie am wenigsten stören, d.h. möglichst niemanden verletzen oder unrecht tun. Waage braucht dafür bedeutend länger als andere Tierkreiszeichen, was ihre berühmte Entscheidungsschwäche erklärt. Ihr Leitsatz ist „ich wäge ab“ oder „ich gleiche aus“. Zum Fällen von schnellen glasklaren Entscheidungen ist eben auch nicht sie, sondern Mars/Widder, der Gegenpol, zuständig.
Venus als Herrscherplanet von Stier
In Stier kommt die erdbetonte Seite von Venus intensiver zum Ausdruck. Hier geht es um das praktische und greifbare auf dieser Welt. Venus unterstützt hier Stier „Dinge in Ordnung zu bringen“, damit es wieder schön ist. Stier baut generell Besitz und Dinge auf dieser Erde auf, er hegt und pflegt. Alles was kaputt gegangen ist, repariert er. Mein Vater war z.B. vom Sternzeichen Stier und hat alles wieder repariert und in seinen Augen schön und in Ordnung gebracht. Hierfür kann Stier eine unglaubliche Geduld aufbringen. Somit unterstützt Venus das Tierkreiszeichen Stier bei allen gestalterischen, handwerklichen und künstlerischen Tätigkeiten im Besonderen.
Aber auch im Reich der sinnlichen Genüsse merkt man das sie hier zu Hause ist. Diese werden uns über Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken und Sehen zuteil. Zum Beispiel kann das der Genuss guten Essens sein. Das kann dazu führen, dass gerade bei Stier-Betonung kleine Pölsterchen wachsen. Diese kleinen Rundungen empfindet ein Stier aber völlig in Ordnung, weiblich und schön. Er benötigt was handfestest und keinen Hungerhaken, der bei jeder Berührung klappert.
Somit sind wir nun auch bei der Erotik bei Venus als Herrscherplanet von Stier angelangt. Hier steht sie insbesondere für alles Sinnliche und Fühlbare. Das kann man sich am besten als einen schönen Abend zu zweit vorstellen. Beide Partner haben sich hübsch und ein bisschen sexy gestylt und einen Hauch von Parfum und Rasierwasser aufgetragen. Zunächst gibt es ein gemeinsames gutes Essen, natürlich mit aphrodisierenden Zutaten. Ein schön gedeckter Tisch, mit Kerze und vielleicht einem Glas Wein. Leise romantische Musik, eine sinnliche Massage mit Rosenöl auf einer Bettdecke welche mit Rosenblättern bedeckt ist… – Sinnlichkeit, Zärtlichkeit, Genuss und erotische Sehnsucht pur.
Das Haus in dem die Venus steht
Das Haus in dem die Venus im Geburtshoroskop steht repräsentiert den Lebensbereich wo sie am meisten aktiv werden möchte. Es ist der Bereich wo Harmoniebedürfnis, Friedfertigkeit und guter Geschmack individuell und ganz persönlich ausgedrückt werden und wichtig sind. Es ist die Lebensbühne wo der Wunsch nach Gemeinsamkeit vorherrscht, wo Flirt, Erotik und Verführung eine Rolle spielen. Das Venushaus ist der Bereich wo die wichtigsten Bekanntschaften im Leben geknüpft werden. In vielen Fällen auch der Bereich der Begegnung mit den Lebensgefährten oder der Lebensgefährtin.
Die Schattenseite von Venus
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und vor diesem Hintergrund hat auch unsere schöne Venus leider ihre Schattenseiten, dessen wir uns bewusst sein sollten.
Mit Venus betreten wir grundsätzlich das Reich der Schönheit und der Liebe und damit die Bühne des Vergnügens, der Harmonie und der Lust. Schönheit begeistert uns, sie beschwingt und beglückt uns, sie spricht eine tiefe Sehnsucht in uns an. Venus erweckt uns zu liebender Verehrung, zu staunendem Ergriffensein und beglückender Bewunderung. Das Harmoniebedürfnis der Venus lässt uns Spannungen und Gegensätze ausgleichen, Härten und Schärfen mildern. Venus verzaubert uns und lädt uns ein zu träumen, den Alltag zu vergessen.
Und genau hier besteht die Gefahr bei Venus, wenn das richtige Maß nicht gefunden wird. Bei Venus kann man dem Lustprinzip völlig verfallen. Man hat in einer passiven Erwartung eine unstillbare Sehnsucht nach immer neuen Beglückungen und Befriedigungen. Es entsteht eine sogenannte Vergnügungssucht, welche immer mehr und noch tollere schönere Erlebnisse möchte. Unlust und Unzufriedenheit will man nicht ertragen.
Es existiert dabei ein Verwöhnungsanspruch an das Leben, welcher ohne eigenes Zutun erfüllt werden soll. Venusprobleme sind vor allem Probleme der narzisstischen Verliebtheit in sich selbst und des schwer Ertragen-Könnens von Spannungen, Frustrationen und Langeweile. Daraus resultiert ebenfalls eine Schattenseite von Venus – sie trennt sich leicht und oft.
Venus bewertet äußere Faktoren auf der Schattenseite über. Sie kann eitel, oberflächlich, geschmacklos, raffiniert, pervers und vergnügungssüchtig sein. Sie ist auf der negativen Seite verführbar, triebhaft, faul, hemmungslos, eifersüchtig, hochnäsig und lasterhaft.
Die Arbeit mit dem Geburtshoroskop
Wo steht die Venus in deinem Geburtshoroskop und in welchem Tierkreiszeichen?
Jetzt kommen wir zum entscheidenden Punkt bei der Arbeit mit dem Geburtshoroskop. Es bedeutet nicht, dass du so bist und das auch lebst! Und es bedeutet nicht, dass du so sein musst oder sollst. Wir Menschen haben einen freien Willen wie wir unser Leben gestalten und sind dafür selbst verantwortlich.
Das Geburtshoroskop repräsentiert den Stand der Sterne zum Zeitpunkt deiner Geburt und aus Sicht von deinem Geburtsort. Die Philosophie welche dahinter steckt ist das sich alles auf der Erde und in der Natur wiederholt und eine Ähnlichkeit hat. Es gilt der Satz „So wie oben, so auch unten“. In der Sprache der Psychologie können wir auch die Planetengötter und –göttinen als bildliche Archetypen oder Urprinzipien bezeichnen.
Und genau hier kann uns das Geburtshoroskop wertvolle Impulse und neue Sichtweisen vermitteln. Nämlich dann, wenn wir uns auf der Suche nach uns selbst befinden, also persönliche Weiterentwicklung anstreben.
Auch Männer haben die Venus im Geburtshoroskop. Bei ihnen symbolisiert sie, zusammen mit dem Mond, das weibliche Suchbild. Hier ist es aber wichtig dieses nicht ausschließlich auf die Frau zu projizieren, sondern auch diese Seite in gewisser Weise selbst zu leben und in sich zu integrieren. Nur so können wir uns ganz (im Sinne von Vollständig) fühlen. Oder würde dir, als Mann, der romantische Abend mit der Massage nicht auch gefallen? Dann inszenier diesen doch mal demnächst!
Nachdem du weißt wo deine Venus steht, kannst du dich in die Analogien der Archetypen einfühlen (z.B. mit meiner Übung „Ins Gefühl für eine Tierkreiszeichen-Energie kommen“) und dir folgende Fragen stellen:
- Wie fühlt sich meine Venus an? Lebe ich meine Venus bereits?
- Durch welches Tierkreiszeichen ist meine Venus gefärbt? Welche Analogien ergeben sich daraus?
- In welchen Lebensbereichen lebe ich meine Venus? (Das Haus ist dabei nicht ausschließlich zu betrachten. Es zeigt insbesondere an wo die Venus besonders aktiv werden möchte)
- Wo lebe ich meine Venus nicht? Und wie würde es sich anfühlen sie zu leben?
- Möchte ich meine Venus besser leben? Und wenn ja überlege dir Möglichkeiten wie du das tun kannst.
- …
Meine persönliche Venus
Bei mir steht die Venus im 11. Haus (das Freundschaftshaus) und im Tierkreiszeichen der Jungfrau. Das bedeutet, dass ich tiefe Verbundenheit und Glücksgefühle in allen Freundschaften erlebe. Die Stärke ist hier die liebevolle Freundin, welche sich verständnisvoll in Andere einfühlen kann.
Es bedeute aber auch, dass die Grenze zwischen Freundschaft und romantischer Liebelei nicht immer ganz klar und trennscharf ist. Dies ist der typische Freundschaftsflirt, welcher grundsätzlich völlig in Ordnung ist solange man die tatsächliche Grenze kennt. Das wird unterstützt durch das Tierkreiszeichen Jungfrau, welche in ihrer Eigenschaft immer zur Vorsicht mahnt.