Uranus ist durchschnittlich 2,9 Mrd. km von der Sonne entfernt, eine Umkreisung dauert 84 Jahre. Sehr merkwürdig ist bei Uranus die starke Neigung der Rotationsachse gegen die Umlaufebene von 98 Grad. Der Planet liegt also förmlich auf der Seite und wälzt sich auf dem Äquator um die Sonne. Nach heutigen Erkenntnissen besitzt Uranus 13 Ringe.
Uranus wurde 1781 von Wilhelm Herschel, wenige Jahre vor der französischen Revolution, entdeckt. Allein durch die Tatsache seiner Entdeckung war Uranus ein Revolutionär, welcher die traditionelle Astrologie auf den Kopf stellte. Mit seiner Entdeckung hat er das bisherige altvertraute Gefüge unseres Sonnensystems gesprengt. Dieses war bisher durch Saturn begrenzt, der äußere unseres engeren Sonnensystems, welcher ohne optische Hilfe noch sichtbar ist.
Uranus in der griechischen Mythologie
Am Anfang war das Chaos, aus dem sich die Erdmutter Gaia formte. Sie schwamm als kreisrunde Scheibe auf dem Meer Pontos, das sie aus sich selbst gebar. Dann wurde ihr Antlitz runzlig und zerklüftet. Es entstanden die Gebirge. Gaia gebar ohne männliches Zutun, Uranus (den Himmel) und damit einen der ältesten Götter.
Weitere Geschichten um Uranus findest du auch in meinen Artikeln „Saturn – der Herr der Zeit“ und „Venus – das Schöne im Leben“.
Uranus und das Bild eines Vogels
Um sich in Uranus einzufühlen kann man sich sehr gut einen Vogel vorstellen. Wie fühlt man sich als Vogel? Man kann hoch droben am Himmel fliegen, von der Erde „abheben“. Man fühlt sich völlig frei, unabhängig und man kann hinfliegen wohin immer man will. Uranus verkörpert die Leichtigkeit des Seins, der völligen Freiheit und fordert uns zur Individuation auf. Als „Vogel“ fühlt er sich ungebunden gegenüber sämtlichem Regelwerk welche eine Erdgebundenheit mit all ihrer Unfreiheit mit sich bringt. Uranus hat auch sprichwörtlich „einen Vogel“, was ja bedeutet verrückt (nicht dumm!) zu sein – er möchte sich von allen anderen um jeden Preis „abheben“ und anders sein.
Sich als Vogel zu fühlen kann aber auch gewisse Nachteile haben. Man ist im wahrsten Sinne „vogelfrei“, was früher bedeutete man wird von der Gesellschaft geächtet und durfte sogar straflos umgebracht werden. Ein Vogel am Himmel ist auch ungeschützt, es kann kühl und einsam sein und man kann sich bodenlos fühlen. Man hat keine Wurzeln wie ein Baum, welcher von Mutter Erde genährt und geschützt wird.
Auch ein Vogel braucht zwischendurch ein Nest, braucht Gefährten und Freunde. Auch wenn Uranus feste Bindungen scheut, so steht er trotzdem auch für Kameradschaft und Freundschaft, solange seine Individualität nicht gefährdet ist. Der Psychologe und Astrologe Claus Riemann sagte einmal zu dieser Energie:
Einsam wie ein Baum, brüderlich wie ein Wald.
Uranus ist Herrscher des Tierkreiszeichens Wassermann. Wassermann ist aber entgegen seines Namens ein Luftzeichen in der Astrologie. Meiner Meinung nach passt das Bild eines Vogels hier eigentlich besser. Aber vielleicht ist das auch genau so richtig – denn Uranus ist immer anders und passt überhaupt nicht in das Bild des Gewohnten und in alle Regeln.
Uranus sprengt den Rahmen der Gewohnheiten
Uranus protestiert gegen alle Regeln, Meinungen und Verhalten von Anderen „wie man zu sein hätte“, gegen die Diktatur des „man“ (man tut, man tut nicht). Er gibt somit einen Gegenimpuls zu Saturn, welcher begrenzt und Regeln aufstellt, Halt und Struktur bietet. Uranus fordert Festes und Gesichertes aufzugeben, uns zu wagen uns ganz auf uns selbst zu stellen. Uranusenergie heißt nicht mit der Herde mitzulaufen, sondern den Alleingang zu gehen um die Einmaligkeit unserer Person auszubauen, Individuum zu sein. Er fordert uns auf Neues auszuprobieren und auch Narr (verrückt) zu sein um Neues auf ungewöhnlichen Wegen zu entdecken.
Wir erleben ihn als eine Energie, welche den Rahmen des Gewohnten, die Traditionen, Bindungen, Regeln und festgelegte Gesetzmäßigkeiten sprengt wenn diese unsere Eigenentwicklung einschränkt oder sie bedroht. Uranus betont das Besondere, die Originalität in allen Abstufungen. Sein Ziel ist es unabhängig zu sein von den Erwartungen, Meinungen und Gewohnheiten der sogenannten „Herde“ (der Gesellschaft). Uranus macht die Spiele, die Maskerade der normalen Gesellschaft nicht mit. Seine Fragen sind:
- „Ist nicht das Normale verrückt?“
- „Willst du normal sein oder glücklich?“
- „Wie geht der Weg zur Freiheit?“
„Folge keinem Guru nach, sei dein eigener Guru.“
Sagte einmal der indische Philosph Jiddu Krishnamurti, was typisch Uranusenergie repräsentiert. Uranus als Herrscher des Tierkreiszeichens Wassermann ist das gegenüberliegende Zeichen von Löwe (Herrscherplanet ist die Sonne) und stellt von seiner Energie her das genaue Gegenteil dar.
Löwe/Sonne ist ein hierarchisches Prinzip. Löwe ist der König der Tiere und die Sonne ist selbstverständlich der Mittelpunkt unseres Universums um die sich alles dreht. Für einen Löwe-betonten Menschen (Aszendent, Sonne, Mond oder starke Aspekte in Löwe) ist dies erstmal ganz klar. Ein Löwe denkt darüber gar nicht nach und im positiven Sinne geht es auch allen gut. Im Sommermonat des Löwen gibt es eh alles im Überfluss und die Natur strotzt nur so vor Kraft. Ein Löwe ist normal ein guter König welcher gerne von Herzen gibt, es ist ja auch genug für alle da. Aber er ist halt trotzdem der König und der Mittelpunkt.
Uranus kann das nun überhaupt nicht leiden. Für ihn gibt es nicht „den einen“ König. Sein Prinzip ist Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und das verteidigt er bis aufs Messer. Interessanterweise war früher auch der Hofnarr der einzige der sich über den König ungestraft lustig machen durfte und ihm den „Spiegel“ vorgehalten hat. Hier drückt sich die Polarität von Wassermann vs. Löwe sehr gut aus. Uranus hat die Aufgabe als Narr/Närrin den Weg nach Utopia zu tanzen, seiner Vision zu folgen und gegen alte Könige zu rebellieren.
Beide müssen jedoch voneinander lernen und die jeweilige andere Seite in sich selbst integrieren um sich weiter zu entwickeln. Ohne die Löwe-Energie fehlt es dem kühlen Wassermann an Herzlichkeit und Herzenswärme und er wird sehr schnell aufgrund seiner Andersartigkeit einsam. Und der Löwe muss lernen, dass es neben seinem eigenen Königreich auch viele andere Königreiche gibt, welche gleichwertig sind.
Uranus der Planet der plötzlichen Einfälle und Ideen
Uranus wird auch als Planet der plötzlichen, blitzartigen, spontanen Einfälle oder Eingebungen bezeichnet. Er hat einen enormen Entdeckergeist, intuitive Einsichten im rechten Augenblick und die Gabe des „siebten Sinns“. Er ist in der Lage in äußerster Abstraktion komplexe Zusammenhänge und Vorgänge in Erkenntnisse zusammenzufassen. Sein Denken durchbricht dabei eingefahrene, bekannte Denkgewohnheiten, Ansätze und Methoden. Er ist in der Lage neue überraschende assoziative Verknüpfungen zu entdecken und scheinbar unzusammenhängendes zu verbinden und dadurch neue verblüffende Kombinationen und Ideen zu entwickeln.
Seine Geistesblitze dürfen aber den Bezug zur Realität nicht verlieren. Ansonsten besteht die Gefahr von fixen Ideen, Ideenflucht, sprunghafte denkerische Sackgassen und Ideen welche nicht realistisch, also in keinster Weise umsetzbar sind. Hier ist die denkerische Vorarbeit von Merkur, ein Planet des alten (sichtbaren) Systems notwendig. Ohne Merkur bleiben Einfälle uranischer Art isoliert und unbezogen. Sie wirken im schlimmsten Fall verwirrend, zerstörerisch, unverständlich und sind einfach geistige unrealistische Luftschlösser.
Merkur ist eine Energie welche eine unheimliche geistige Wendigkeit besitzt und Dinge aus verschiedenen Betrachtungswinkeln analysieren kann. Merkur entwickelt aber die „normale“ Lösung, oder Lösungen „erster“ Art. Uranus entwickelt Lösungen „zweiter“ Art, indem er schon über neue Denkansätze an die Sache von Anfang an herangeht. Man sagt auch Uranus ist eine „höhere Oktave“ von Merkur.
Man kann sich das ungefähr anhand folgenden Beispiels vorstellen. Du sollst aus 6 Streichhölzern 4 gleichgroße Dreiecke legen. Mit üblichen Legemethoden wird man dies nicht lösen können, wenn man das Beispiel nicht kennt und eine ganze Weile rumprobieren. Erst wenn man eine Pyramide baut, also in die Dreidimensionalität geht (=Lösung zweiter Art), funktioniert das Ganze. Uranus steht somit auch für den kühlen Intellekt und hat die Haltung des distanzierten Beobachters.
Die Schattenseiten von Uranus
Die Schattenseiten ergeben sich aufgrund seiner Andersartigkeit, Spontanität und plötzlichen Umbrüchen. Sein eigenwilliger Lebensstil, die Ablehnung jeglicher Regeln und Norm können ihn mehr und mehr isolieren und einsam werden lassen. Uranus wird deswegen leicht zum Einzelgänger und Außenseiter. Er kann eine schroffe Entweder/Oder-Haltung ohne Zwischentöne entwickeln. Aufgrund seiner Abruptheit, Plötzlichkeit und Unberechenbarkeit im Verhalten macht er es anderen schwer sich in ihn einzufühlen und sich auf ihn zu verlassen. Sein zwanghafter Widerwille gegen alles Verbindliche macht ihn nicht selten vertragsbrüchig, so dass andere sich verraten fühlen. Dies erschwert alle Kontaktbeziehungen und Bindungen, weil Uranus diese aufgrund seiner Angst vor Abhängigkeit abwehrt.
Uranus ist ungeduldig, rastlos und tendiert zu extremen Verhaltensweisen und Umbrüchen. Er erlebt sich selbst unter Hochspannung stehend, die zur Entladung drängt. Er braucht und sucht aber auch immer nach neuen Spannungen. Dies kann zu Kurzschlusshandlungen und –reaktionen führen, ihm fehlt das rechte Maß oder die „Zwischentöne“. Seine Kurzschlusshandlungen und unüberlegten Entscheidungen führen zu einer sogenannten zerstörerischer Neuerungssucht. Die positive Fähigkeit zu plötzlichen Wandlungserlebnissen wird dann zur Gefahr der kurzschlussartigen Selbstzerstörung.
Uranus neigt zu plötzlichen, unüberlegten Umstellungen welche zu befreienden Durchbrüchen aber auch zu katastrophalen Zusammenbrüchen führen können. Bei dominanten, kritischen Uranuspositionen im Geburtshoroskop und ohne Bindung durch Gegenkräfte und Bewusstwerdung entsteht eine Lebenslinie, die immer wieder unterbrochen, abgerissen, abrupt richtungsändernd und punktuell verläuft ohne irgendeine Kontinuität. Gegenkräfte können sein:
- Sonne: für Integration, Zentrierung und den Mittelpunkt finden
- Saturn: als realistisches und begrenzendes Prinzip für Halt, Struktur und Kontinuität, Einordnung, Verlangsamung und geduldiges, beständiges Überlegen und Handeln
- Merkur: als scharfer Beobachter und dem logischen, kritischen, realitätsbezogenem Denken und der Konsequenzen. Betrachtung und Berücksichtigung von verschiedenen Sichtweisen und des Übens in der „sowohl als auch“-Haltung
Ein Schattenbild zu Uranus ist zum Beispiel auch der Sonnenflug des Ikarus. Ikarus erlebte seinen Flug als überirdischen meteorhaften Aufstieg und völliger Freiheit. Es erfolgte jedoch ein plötzlicher Sturz. Das passiert im richtigen Leben wenn das Erreichte nicht genügend unterbaut war, die Kräfte überschätzt, die Ziele zu hoch gesteckt oder man übermütig wird um auf Biegen und Brechen anders sein und sich nicht an die irdischen Regeln halten zu wollen.
Das Haus in dem Uranus steht
Uranus verweilt durchschnittlich 7 Jahre in einem Tierkreiszeichen. Das Tierkreiszeichen durch das er „gefärbt“ wird ist somit, wie bei Pluto, wieder eher ein Generationsthema und nicht so individuell bedeutsam für die Einzelperson. Die individuelle Bedeutung lässt sich somit wieder mehr von der Häuserstellung und den Aspekten im eigenen Geburtshoroskop ablesen.
Das Uranushaus zeigt den Themenbereich an, wo der Mensch unabhängig, frei und einzigartig sein möchte oder sollte. Es ist voller Überraschungen, Umbrüche und Verrücktheiten. Hier wird der Mensch zum Standpunktwechsler oder auch zum „Verräter“, durchaus auch zu seiner eigenen Überraschung. In diesen Themenbereichen möchte er sich nicht binden, keine festen Zusagen, Regeln oder Absprachen machen oder sich an diese halten. Es ist der Bereich großer Eigenständigkeit, originellen Lösungen, einzigartigen Ideen und exzentrischer Lebensweisen.
Bei den Aspekten gibt Uranus allen Verbindungen mit anderen Planeten etwas Plötzliches, Spontanes, Unberechenbares, Exzentrisches, Gesteigertes bis Übersteigertes.
Uranus ins eigene Leben einladen
Damit Uranus unser Freund wird, ist es notwendig den „Käfig der Gewohnheiten“ zu öffnen und Regeln und gewohnte Verhaltensmuster zu hinterfragen und zu brechen. Sich bewusst zu machen wie „automatisiert“ wir in unserem Leben und unserem Alltag sind. Das fängt schon an, dass wir immer alles in der gleichen Ab- und Reihenfolge machen. Mit welchen Fuß stehst du auf? Gehst du erst ins Bad und dann zum Frühstück oder umgekehrt? Welchen Weg nimmst du zur Arbeit oder beim Joggen? Was machst du alles weil du es schon immer so gemacht hast?
Sich dieser Automatisierung bewusst zu werden eröffnet die Möglichkeit aus alten Mustern auszusteigen, Neues zu entdecken und sich darauf einzulassen. Selbst banale Alltagssituationen können neue Lebendigkeit und Inspiration schaffen. Einfach mal was anders machen.
Man kann sich auch vornehmen z.B. einmal im Monat etwas völlig Neues zu machen. Etwas was man noch nie gemacht hat. Nicht so viel darüber nachdenken ob man das will, man das kann oder ob es einen Spaß machen könnte. Sondern es einfach mal ausprobieren, neue Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln und sich erlauben „verrückt“ zu sein. Der spirituelle Lehrer Osho hat einmal gesagt:
Sei dir selbst ein Witz!
Eine stimmige Lebenshaltung von Uranus ist, mit dem Leben zu tanzen, neues zu entdecken und auszuprobieren und sich und diese Welt nicht dauernd allzu ernst zu nehmen.
Ein schöner Spruch zum Abschluss mit Uranus-Energie ist:
Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alle Küsten aus den Augen zu verlieren. (André Gide)