Hänsel und Gretel habe ich als Lieblingsmärchen von einem langjährigen guten Freund, Sternzeichen Steinbock, genannt bekommen. Als ich es wieder gelesen habe, hatte ich mir gedacht – ja das kann ich schon mal deuten. Besonders prickelnd fand ich es aber nicht, da ich auf den ersten Blick gar nicht so viel erkennen konnte. Aber es erschien mir ok und somit nahm ich es einfach mal in meinen Blog auf. Aber auch auf den zweiten Blick habe ich mir gedacht, was hat mich da jetzt nur geritten? Es erschien mir alles zu einfach, oberflächlich und ohne jeglichen Hintergrund und Tiefgang und gefallen hat mir das für meinen Blog immer weniger.
Aber jetzt hatte ich es schon mal veröffentlicht und verdammt nochmal der nächste Artikel über die Deutung wollte geschrieben werden. Hm hab ich mir gedacht, du kannst jetzt irgendwas Oberflächliches schreiben und rum ist das Ding, oder dir mal überlegen warum dir jetzt gerade dieses Märchen genannt wurde und was es mit der ganzen Sache zu tun hat. Und ja, ich bin am letzteren hängen geblieben. Saturn/Steinbock stellt hier eine sehr schwierige Aufgabe. Ich hab keine Ahnung ob ich dieser gerecht werden kann mit meiner Interpretation, aber ich habe mich dieser gestellt und nachstehend mein Ergebnis. Vielleicht hast du ja auch weitere Ideen und Interpretationen? Ich freu mich über Kommentare und den Austausch mit euch.
Völliger Mangel an Stier-Energie (erdbetonte Venus)
In den ersten drei Absätzen erhalten wir die Einleitung zum Märchen. Es handelt sich um eine sehr arme Familie mit zwei Kindern. Der Vater sorgt sich dabei sehr seine Familie ernähren zu können. Jetzt kann man das erstmal so hinnehmen und überlesen, oder die Sätze genauer analysieren.
Die Familie wohnt vor einem großen (!) Wald – nicht neben einer kargen Wüste! Und jetzt überlegt mal was ein großer (!) Wald denn eigentlich alles so bietet seitens Mutter Natur? Ein Wald bietet, Holz und Reisig für Wärme, Beeren, Nüsse, Samen, Früchte, Kräuter, Wurzeln und Pilze welche man sammeln könnte. Weiterhin gibt es viele Wildtiere, von denen man sich im Einklang mit Mutter Natur, ernähren kann.
Die Familie lebt in Armut, obwohl sie eigentlich alles vor der Haustüre hat. Sie hat in keinster Weise gelernt die Gaben von Mutter Natur zu schätzen und für ihr Leben zu nutzen. Die Familie ist arm auf allen Ebenen, innerlich sowie äußerlich. Es fehlt somit die Energie von Stier völlig.
Die fehlende gute Weiblichkeit
Erst im vierten Abschnitt erfährt man, dass die Mutter nicht die leibliche Mutter der Kinder ist, sondern die Stiefmutter. Es fehlt ihr an guter Mütterlichkeit (Krebs/Mond), aber auch an der Weiblichkeit der Geliebten (Waage/Venus), denn sie hat keine leiblichen Kinder mit ihrem Mann. Auch erscheint die Ehe eher eine Zweckgemeinschaft zu sein, denn zwischen Mann und Frau kommt nichts Liebevolles vor.
Im Märchen erscheint die Mutter völlig herzlos und selbstsüchtig. Selbst der Mann merkt das in dem er denkt „Es wäre besser, wenn du den letzten Bissen mit deinen Kindern teilst“. Er ist aber nicht in der Lage seine Meinung gegenüber seiner Frau zu vertreten und durchzusetzen, obwohl er sich innerlich dagegen wehrt die Kinder allein zu lassen.
Die Rolle des Hänsels
Hänsel ist der große Bruder, welcher sehr früh die Aufgabe der Verantwortung für seine Schwester übernommen hat, obwohl er selbst noch ein Kind ist. Er gibt der weinenden Schwester Halt, Struktur und Zuversicht. Er macht ihr Mut in dem er selbst handelt oder sie mit den Worten tröstet, dass Gott sie nicht verlassen wird. Das ist typische Saturn/Steinbock-Energie und er geht hier in eine Ausfallbürgschaft. Er ist selbst noch viel zu jung und unerfahren und es ist keinesfalls seine Aufgabe, aber im Märchen ist kein Erwachsener da der diese Rolle übernimmt. Vater und Mutter sind nicht in der Lage dazu und Großeltern gibt es nicht.
Hänsel ist weiterhin sehr gewieft und durchdenkt sehr schnell eine Situation und zieht seine Schlüsse daraus. Er legt weiße Kieselsteine aus um den Weg bei Mondschein zurück nach Hause zu finden und ist in der Lage sein Vorhaben geschickt zu vertuschen, so dass es die Eltern nicht merken. Hier ist reine Zwillinge/Merkur-Energie am Werk. Auch wenn es beim zweiten Mal nicht klappt weil er die Vögel, welche die Brösel wegpicken, nicht bedacht hat. Die Hexe trickst er zunächst mit einem Knöchlein aus, damit diese denkt, dass er noch viel zu dürr ist.
Seine Tricks zeigen aber immer nur einen kurzfristigen Erfolg. Auch ist er aufgrund seines jungen Alters nicht in der Lage die Gefahr der Hexe mit ihren roten Augen zu erkennen. Er lässt sich durch den vielen Zuckerguss und Süßspeisen blenden und bringt dadurch seine Schwester und sich in höchste Lebensgefahr.
Der Zuckerguss und die Süßspeisen sind im Märchen symbolisch für zu viel „Süße im Leben“ gemeint. Es gibt überhaupt keine gesunden und nährenden Speisen bei der Hexe, wie es z.B. im Märchen von „Frau Holle“ der Fall ist. Im richtigen Leben ist dies der Fall, wenn wir uns ausschließlich nur dem Spaß und Vergnügen widmen, sämtliche Warnungen ignorieren und überall „viel Zuckerguss“ draufpacken um ja nicht genau hinzuschauen. Irgendwann hat dies im Leben böse Konsequenzen, welche wir uns, ob wir wollen oder nicht, zähneknirschend stellen müssen. Wenn es dann nicht schon zu spät ist. Spaß und Vergnügen gehören zum Leben und sind wichtig. Es gehört aber auch ein gesunder Ernst dazu, ein Ungleichgewicht ist nie gut. Dies erkennt Hänsel nicht und bringt sich dadurch in höchste Lebensgefahr.
Die Entwicklung der Gretel
Gretel ist diejenige, welche im Märchen den größten Entwicklungsschritt vollzieht. Wir lernen sie zunächst als kleines Mädchen kennen, welche bei jedem Anlass sofort in Tränen ausbricht und verzweifelt. Sie ist zu keiner eigenen Handlung oder Gedanken fähig, sondern klammert sich ausschließlich an ihren Bruder, der schon alles für sie richten möge.
Erst als sich ihr Bruder in eine aussichtslose lebensbedrohliche Lage gebracht hat, beginnt Gretel sich langsam selbst zu entwickeln. Im Märchen wird dies versteckt symbolisiert mit den Krebsschalen, welche Gretel zu essen bekommt. Diese mögen zwar auf den ersten Blick und rein äußerlich als karges Essen angesehen werden, doch sie sind genau die seelische Nahrung welche Gretel für ihre Entwicklung benötigt. Auf die Astrologie übertragen bedeutet Krebs/Mond die gute weibliche und mütterliche Seelenmilch, welche sie verinnerlicht. Und diese Entwicklung passiert völlig unbemerkt und unbewusst im Stillen und im Geheimen.
Das erste Mal wird diese Entwicklung im Äußeren sichtbar als Gretel instinktiv merkt was die Hexe vor hat, nicht der Anweisung gehorcht und sich dumm stellt. Als die Hexe sich in den Backofen beugt wird Gretel das erste Mal im eigenen Interesse handelnd tätig und stößt diese mit einem kräftigen Schubs beherzt in den Ofen. Sie schließt die Tür ohne sich um das Gejammer zu kümmern und läuft fort ohne sich nochmal umzudrehen.
Sie befreit ihren Bruder und sie finden im Haus der toten Hexe Kästen voll mit Perlen und Edelsteinen. Diese haben im Märchen wieder eine symbolische Bedeutung im Sinne von gewandelter positiver Pluto/Skorpion-Energie. Es sind die Schätze welche insbesondere Gretel im Sinne ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung gehoben hat. Auch ihr Bruder erkennt dies an, indem er sagt: „die sind doch besser als die (glänzenden, oberflächlichen) Kieselsteine.“
Das Märchen könnte hier theoretisch schon bald zu Ende sein, aber es kommt nochmal eine wichtige Bilderanalogie vor, welche im übertragenen Sinn zu deuten ist. Die beiden kommen zu einem Wasser welches sie nicht überqueren können, es besteht kein Steg, keine Brücke und es fährt kein Schiffchen. Wasser symbolisiert in der Bildsprache immer die Welt der Gefühle in den verschiedensten Formen. Rein vom Verstand, was in der Regel die männliche aktiv handelnde Seite symbolisiert, können sie das Wasser nicht überqueren. Gretel erblickt jedoch das Entlein, welche das weibliche, instinkthafte und gefühlvolle symbolisiert und ruft es herbei. Gretel hat weiterhin gelernt sehr achtsam mit dieser Energie umzugehen. Sie überfordert das Entlein nicht, sondern sie wiederspricht sogar aktiv Hänsel, der das selbst noch nicht erkennt. Sie lässt sich und ihren Bruder einzeln über das Wasser von dem sensiblen Tierchen bringen.
Das Ende des Märchens – die Lebensweisheit
Das Ende des Märchens ist relativ kurz und schmerzlos erzählt. Sie kommen nach Hause, ihr Vater war sich inzwischen seines Fehlers bewusst und hat dafür jede Stunde gelitten. Die böse Schwiegermutter ist gestorben.
Der letzte Satz ist jedoch sehr komisch: „Mein Märchen ist aus, dort läuft eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine große Pelzkappe daraus machen.“ Er passt überhaupt nicht zu der Geschichte. Auch kein anderes, mir bekanntes, Märchen endet mit so einem komischen, nicht dazugehörigen Satz. Oberflächlich mag man das gern überlesen und als „Kinderreim“ abtun. Ist er wirklich nur so rein zufällig am Ende dieses alt überlieferten Märchens? Was denkst Du?
Die Maus
Eine Maus ist ein sehr unscheinbares Tier und üblicherweise ein Schädling, wenn sie überhandnimmt. Schon gar nicht kann man sich aus ihrem bisschen Fell eine große (!) Pelzkappe machen. Ihr Fell würde nicht mal für einen kleinen Handschuh reichen. Was bedeutet also eine Maus? Dazu habe ich in den schamanischen Weisheiten etwas recherchiert und nachfolgende Bedeutung dazu gefunden, welche ich dir nicht vorenthalten will.
Huscht die Maus als Krafttier in dein Leben, so will sie auf Bescheidenheit und Sparsamkeit, aber auch auf Selbstbewusstsein und Kreativität aufmerksam machen. Möglicherweise fühlt man sich kleiner als man wirklich ist oder man hat vergessen zu was man wirklich fähig ist. Man traut sich nichts zu und fühlt sich als kleines, schüchternes, graues Mäuschen.
Aber auch Mäuse können stark, charmant, liebenswürdig und clever sein. Als Krafttier sagt einem die Maus, dass man Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten soll. Nicht nur aus der Adlerperspektive, sondern auch aus der Mäuseperspektive. Die Maus hat eine unverkennbare Verbindung zur Erde und sieht die Dinge, die vor ihr liegen, klar und deutlich.
Die Maus hilft den Blick für nahestehenden Dinge oder Menschen zu schärfen und wertzuschätzen. Die kleinen Ereignisse, die uns meistens nicht von Bedeutung erscheinen, sind oftmals ein wichtiges Bindeglied zum nächstgrößeren Ereignis. Die Maus hilft kleinen Dingen mehr Bedeutung beizumessen.
Die Pelzkappe
Heute wird, Gott sei Dank, Pelz von den meisten Menschen nicht mehr getragen. In früheren Zeiten symbolisierte aber Pelz, Reichtum und überlebensnotwendigen Schutz vor Kälte. Und von dieser Analogie müssen wir uns der überlieferten Lebensweisheit als Symbolik des Märchens nähern.
Ein Pelz von einem kleinen Schädling? – Nicht wirklich, es gibt edlere Tierarten. Hat man aber die Symbolik der Maus verstanden wird schon eher ein Schuh draus. Und daraus macht man sich eine Pelzkappe, welche man sich über den Kopf, also den Verstand, stülpt. Das niedere, instinkthafte, gefühlvolle Tier wird also auf den Kopf (den Verstand) gesetzt.
Mein persönliches Schlusswort
Der letzte Satz ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten um die Lebensweisheit des ganzen Märchens zu verstehen, wenn man den Schlüssel erkennt, darüber nachdenkt und sich vor allem hineinfühlt. Vieles aus der „Mäuseperspektive“ mal zu betrachten wirft einen auf das Wesentliche und Notwendige im Leben zurück. Diese versteckte Weisheit war mir vor der Analyse des Märchens nicht bewusst und hat mir die Energie von Saturn/Steinbock nochmal näher gebracht, welche mir von meinem Freund völlig unbedarft als Aufgabe gestellt wurde.
Aber vielleicht siehst Du ja ganz was anderes in dem Märchen? Märchendeutung ist keine Wissenschaft sondern ein individuelles Gefühl und Interpretation. Es gibt kein richtig oder falsch – sondern nur Impulse und individuelle Blickwinkel. Nur durch verschiedene Sichtweisen und der Austausch darüber wird das Leben bunt, begreifbar, fühlbar und man lernt dazu.