Meine älteste Schwester liest gern meinen Blog und wir haben immer viel Gesprächsstoff über die Themen wenn wir uns treffen. Bisher hatte sie sich noch gar nicht mit Astrologie beschäftigt. Es war ihr, wie jeden der damit anfängt, viel zu kompliziert. Im letzten Telefonat sagte sie mir, dass sie meine bisherigen zwei Märchen erstens nicht kannte und zweitens überhaupt nicht schön findet.
„Das hässliche Entlein“ tat ihr unheimlich leid und die Geschichte machte sie ganz traurig. „Das arme Entlein!!!“ Ich konnte das gar nicht verstehen, denn das ist mein persönliches Lieblingsmärchen. Ich finde es schön, dass es zum Schluss sein Königreich findet und ein prächtiger Schwan wird. Mein (Sonne-)Sternzeichen ist, wie euch schon bekannt, Löwe.
„Die roten Schuhe“ fand sie ja noch viel furchtbarer. Das ganze Märchen war ihr zu Rot! In dem Moment wo sie das sagte musste ich schon schmunzeln, denn ich erkannte die Analogie. Die Geschichte ist ja ein typisches Mars-Märchen und die Farbe Rot gehört ebenfalls zu Mars. Widder (Mars) ist der Gegenpol zu Waage (Venus) und hat eine Energie, welche die harmoniebedürftige Waage überhaupt nicht mag. Meine Schwester ist übrigens vom Sternzeichen Waage (Herrscherplanet ist Venus).
Ich fragte sie daraufhin welches denn ihr Lieblingsmärchen ist. Und die Analogie empfinde ich echt verblüffend und schon wieder witzig. Es ist Frau Holle, denn das findet sie „schön“ (Originalton!).
Liebes Schwesterherz – jetzt kommt dein Märchen. Wie gewohnt gibt’s in ein paar Tagen meine ausführliche Deutung dazu.
Ich wünsche euch viel Spaß.
Frau Holle
Es war einmal eine Witwe, die hatte zwei Töchter. Die eine Tochter war ihre leibliche Tochter, welche sie sehr gern hatte. Die andere Tochter war ihre Stieftochter. Ihre leibliche Tochter war hässlich und ging der Arbeit grundsätzlich aus dem Weg. Ihre Stieftochter war dagegen äußerst hübsch und sehr fleißig. So kam es, dass diese die ganze Arbeit im Haus tun musste.
Das hübsche Mädchen musste sich täglich im Hof auf den Brunnenrand setzen und Garn spinnen. Die arme musste so viel spinnen, dass ihre Finger schon ganz blutig waren. Nun trug es sich zu, dass die Spule einmal ganz blutig war. Das Mädchen beugte sich über den Brunnenrand um diese im Wasser des Brunnens zu säubern. Ihr fiel die Spule jedoch aus der Hand, plumpste in den Brunnen und versank in der Tiefe.
Das Mädchen weinte fürchterlich, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Missgeschick. Die Stiefmutter schalt es aber so heftig und war so unbarmherzig, dass sie sprach: „Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.“
Da ging das Mädchen zum Brunnen zurück und wusste nicht, was es machen sollte. In ihrer Herzensangst vor der Stiefmutter kletterte es über den Brunnenrand und sprang hinein, um die Spule zu holen.
Durch den Sprung in das kalte Wasser verlor das Mädchen das Bewusstsein. Als es wieder erwachte war es auf einer schönen Wiese, wo die Sonne schien und tausend bunte Blumen standen. Auf dieser Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen. Der Backofen war voller Brot und das Brot rief: „Bitte zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich – ich bin schon längst fertig gebacken.“ Da holte das Mädchen den Brotschieber und holte alle Brote nacheinander heraus.
Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der voller Äpfel hing. Der Baum sagte: „Bitte schüttele mich, schüttele mich, meine Äpfel sind alle schon reif.“ Da schüttelte es den Baum bis alle Äpfel unten waren. Es legte alle Äpfel säuberlich auf einen Haufen zusammen und ging weiter.
Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau. Die alte Frau hatte aber so große Zähne, dass das Mädchen Angst bekam und fortlaufen wollte. Die alte Frau aber rief ihr nach: „Was fürchtest du dich, liebes Kind? Bleib doch bei mir. Wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich machst, so soll es dir gut gehen. Du musst nur achtgeben, dass du mein Bett fleißig aufschüttelst, das die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt. Ich bin die Frau Holle.“ Weil die Alte ihr so gut zusprach, fasste sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst.
Das Mädchen erledigte alles zur vollsten Zufriedenheit der alten Frau. Besonders das Bett schüttelte sie immer gewaltig, so dass die Federn wie Schneeflocken umherflogen. Das Mädchen hatte bei Frau Holle ein gutes Leben, es gab nie ein böses Wort und immer gut zu essen.
Nun war das Mädchen eine Zeitlang bei der alten Frau, aber es wurde irgendwie traurig. Es wusste anfangs selber nicht warum, was ihr fehlte. Aber dann merkte es, dass es Heimweh war, obwohl es ihr hier vieltausendmal besser ging als zu Haus, so hatte es doch Verlangen dahin. Das Mädchen fasste sich ein Herz und sagte zu der alten Frau: „Ich habe Heimweh, und wenn es mir auch noch so gut bei dir geht, so kann ich doch nicht länger bleiben. Ich muss wieder hinauf zu meiner Familie.“ Die Frau Holle sagte: „Es gefällt mir, dass du wieder nach Haus verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder hinaufbringen.“
Sie nahm es bei der Hand und führte es vor ein großes Tor. Das Tor ging auf, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihr hängen, so dass es über und über davon bedeckt war. „Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist“ sprach die Frau Holle. Sie gab ihr auch die Spule wieder, die ihr in den Brunnen gefallen war. Daraufhin wurde das Tor verschlossen, und das Mädchen befand sich wieder oben auf der Welt, nicht weit vom Haus ihrer Familie entfernt.
Als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Brunnen und rief: „Kikeriki, Kikeriki – unsere goldene Jungfrau ist wieder hie.“ Da ging es hinein zu ihrer Stiefmutter, und weil es so mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr und der Schwester gut aufgenommen. Das Mädchen erzählte alles, was ihr begegnet war. Als die Mutter hörte, wie es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte sie der andern, hässlichen und faulen Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen.
Die faule Tochter musste sich an den Brunnen setzen und spinnen. Damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die Finger und stieß sich die Hand in die Dornenhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein. Sie kam, wie die andere, auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie das Brot wieder: “ Bitte zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich – ich bin schon längst fertig gebacken.“ Die Faule aber antwortete: „Pah, als wenn ich Lust hätt, mich schmutzig zu machen“ und ging fort.
Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: “ Bitte schüttele mich, schüttele mich, meine Äpfel sind alle schon reif.“ Sie antwortete aber: „Du kommst mir recht, es könnte mir einer auf den Kopf fallen“ und ging weiter.
Als sie zum Haus der Frau Holle kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte, und begab sich gleich zu ihr. Am ersten Tag überwand sie sich und war fleißig. Sie folgte der Frau Holle wenn sie etwas sagte denn sie dachte an das viele Gold das sie ihr schenken würde. Am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, sie schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen.
Das wurde der Frau Holle bald zu viel und sie sagte ihr den Dienst auf. Die Faule war damit natürlich sofort einverstanden und freute sich insgeheim schon auf den Goldregen. Die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor. Als sie aber darunter stand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. „Das ist zur Belohnung deiner Dienste“ sagte die Frau Holle und schloss das Tor zu.
Da kam die Faule heim, aber sie war ganz mit Pech bedeckt. Als der Hahn auf dem Brunnen sie sah rief er: „ Kikeriki, Kikeriki – unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.“ Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht abgehen.