Neben Sonne, Mond, Mars und Venus ist meiner Meinung nach Pluto der nächste wichtige „Planet“ mit dem man sich in seinem Geburtshoroskop beschäftigen sollte. Pluto wurde erst 1930 entdeckt. Aufgrund seiner geringen Helligkeit wurde das Objekt mehrfach auf den Fotoplatten übersehen.
Im August 2006 verlor unser Sonnensystem jedoch seinen bis dahin neunten Planeten „Pluto“. Er wurde von der Internationalen Astronomischen Union IAU zum Zwergplaneten degradiert. Die umstrittene Herabstufung Plutos war eine Konsequenz der ersten wissenschaftlichen Definition der Bezeichnung Planet, die von der IAU-Vollversammlung in Prag beschlossen worden war. Seitdem hat unser Sonnensystem nur noch acht Planeten.
Als ich das damals erfahren habe musste ich irgendwie schmunzeln. Denn das ist so typisch für Pluto, er soll mal wieder nicht dazu gehören und wird ausgeschlossen. Aber lies weiter, dann wirst du erfahren was es damit auf sich hat.
Pluto-Energie will man grundsätzlich nicht haben, sie macht Angst, ist geheimnisvoll. Den „dunklen“ Pluto möchte man am liebsten wegignorieren, denn er ist zunächst unangenehm und schmerzhaft. Er ist aber auch eine Energie welche uns wie kein anderes Urprinzip unterstützt uns weiterzuentwickeln. Mit ihm können wir über uns selbst hinauswachsen. Pluto hat sehr viele positive Seiten. Er ist die tiefste Goldgrube in unserem Geburtshoroskop. Er verlangt dafür aber auch einen Preis, das bedingungslose Loslassen von allen Altem, was uns im Allgemeinen oft sehr schwer fällt.
Die Kraft von Pluto
Pluto hat eine unheimliche Kraft, welche jedoch ganz anders ist wie wir sie bei Mars bereits kennen gelernt haben. Mars ist offensichtliche, sichtbare, kraftvolle Energie. Pluto dagegen eher gering dosiert, aber dafür umso wirksamer in seiner Auswirkung.
Mars kann man sich als Ritter im Mittelalter vorstellen. In Kriegen standen sich hier noch Reiter und Männer auf freiem Feld gegenüber und dann ging es los. Pluto repräsentiert eher eine der östlichen Kampfkunstweisen. Meisterliche Kämpfer sind hier in der Lage mit verbundenen Augen den Gegner zu erspüren und diesen mit geringen eigenen Kraftaufwand zielsicher an der empfindlichsten Stelle zu treffen, außer Gefecht zu setzen oder mit bloßer Hand auch zu töten.
Pluto ist zunächst nicht offensichtlich, aber immer da. Genauso wie ihn damals der Astronom Percival Lowell auch entdeckt hat, taucht er plötzlich aus dem Dunkeln auf. Man kann ihn somit nicht vermeiden oder wegignorieren. Pluto kommt immer und je länger man ihn ignoriert umso verheerender und zerstörerischer sind seine Auswirkungen. Pluto wirkt nach dem homöopathischen Prinzip. Je kleiner und unfassbarer die Dosierung, umso größer die Wirkung. Geht man aber achtsam und bewusst mit ihm um, so kann er uns ein guter Freund und Helfer auf unserem persönlichem Entwicklungsweg sein.
Pluto ist immer Ungewiss, macht Angst und ist Extrem
Wenn wir vorher wissen würden wie etwas ausgeht, dann hätten wir auch keine Angst loszulassen. So einfach ist das. Bei Pluto weiß man nie wie die Sache ausgeht und das macht erstmal Angst. Welcher Weg der richtige ist, weiß man auch nicht vorher. Das einzige was man weiß ist das es so wie es jetzt ist eben auf keinen Fall und sicher nicht mehr weitergeht.
Wir Menschen bewegen und verändern uns meist erst dann, wenn der Leidensdruck so groß, dass es nicht mehr auszuhalten ist. Erst dann sind wir bereit etwas zu verändern und neue Wege auszuprobieren, uns auf das Ungewisse, nicht Vertraute einzulassen. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum man Pluto üblicherweise nicht so gerne hat. Zu diesem Zeitpunkt haben wir meist schon unendliche Qualen und Schmerzen erlitten. Das ist wie ein Zahnarztbesuch. Wer diesen zu lange hinausschiebt muss fürchterlich büßen.
Aber dafür kann Pluto eigentlich nichts. Was hält uns ab, Pluto einzuladen und schon früher „loszulassen“ um etwas zu verändern?
Lao-tse sagte dazu:
Stelle dich dem Schwierigen, solange es noch einfach ist.
Pluto kommt sowieso und je länger wir ihn ignorieren nur umso heftiger. Stattdessen arbeiten wir immer wieder am schon offensichtlichen Verdorbenen und verschließen die Augen vor dem Unausweichlichem. Nach dem Motto „die Hoffnung stirbt zuletzt“, aber bei Pluto stirbt sie sicher und wir und unser Lebensglück mit ihr!
Plutoerfahrungen haben immer mit Macht, Ohnmacht, Abhängigkeit, Hörigkeit und seelischer Verstrickung zu tun bis hin zur Besessenheit. Pluto kann sowohl fruchtbar, schöpferisch und heilsam, als auch dunkel, grausam, brutal, sadistisch, zerstörerisch, verschlingend und tödlich sein.
Pluto in der griechischen Mythologie
In der griechischen Mythologie ist Pluto der Gott Hades, der dunkle Bruder des Zeus.
Zeus entriss damals dem gemeinsamen Vater Kronos die Herrschaft über die Welt. Die Weltherrschaft wurde anschließend unter den drei Brüdern Zeus, Hades und Poseidon aufgeteilt. Zeus herrschte auf dem Olymp, Hades in der Unterwelt und Poseidon über die Welt der Meere.
Interessant ist, dass bei den Griechen die verschiedenen Welten gleichwertig waren. Dort war der Gott der oberen Welt ein Bruder des Unterweltgottes und auch des Meeres. In der christlichen Glaubenswelt haben wir gar keine Unterweltgottheiten oder andere Götter mit denen wir umgehen können oder dürfen. Diese wurden in unserer Kultur „verteufelt“ und ausgeschlossen.
Die spezifischen Weisheiten der Unterwelt wurden somit bei uns völlig ausgegrenzt, als ob sie deswegen nicht mehr existieren würden. Wo es Licht gibt, da gibt es eben auch Schatten, es gibt Tag und Nacht, Sommer und Winter etc. Das eine bedingt das andere und beides gehört zum Leben. Es ist meiner Meinung nach wichtig beide Seiten anzunehmen und zu akzeptieren. Und nicht eine Seite zu unterdrücken oder zu verurteilen. Ohne das eine schätzen wir nicht den Wert des anderen. Wir lernen nicht damit erwachsen und selbstbestimmt umzugehen.
Viele dunkle menschliche Schattenseiten werden deswegen heimlich ausgelebt, weil es sich aus Gesellschaftssicht „nicht schickt“. Aufgrund der ganzen Verbote und Geheimnisse wird das Ganze aber erst recht interessant. Wir geben diesen dadurch eine unheimliche Macht, der wir dann ohnmächtig gegenüberstehen. Und Pluto kommt immer und je länger er unterdrückt wird umso heftiger und zerstörerischer zeigt er sich in den Auswirkungen.
Zurück zu Hades. Mit ihm oft gleichgesetzt wurde Plutos, der Gott der aus der Erde kommenden Reichtümer. Das ist ebenfalls eine schöne Entsprechung und ein Bild für positive Pluto-Energie. Denn nur in der Erde, in der tiefsten Höhle kann man die schönsten Edelsteine finden. Diese findet man nicht in der Oberwelt, sondern in der Unterwelt. Das bedeutet nur wenn man in die Tiefen seiner Seele hinabsteigt, die Angst überwindet und loslässt, kann man die Goldgruben entdecken und gewandelt wieder, wie der Phönix aus der Asche, neu auferstehen.
Stirb und Werde
Pluto ist der Herrscher vom Tierkreiszeichen Skorpion. Skorpion ist der Gegenpol von Stier, d.h. das gegenüberliegende Zeichen im Tierkreis. Stier hat die Aufgabe alles Irdische aufzubauen, zu hegen und zu pflegen. Wovor Stier am meisten Angst hat, das ist für Skorpion selbstverständlich. Auch der Tod gehört zum Leben, ist unausweichlich und wir können keine Besitztümer mitnehmen.
Hier ist aber nicht nur der leibliche Tod am Lebensende gemeint, sondern auf unserem Lebensweg müssen wir ganz viele körperliche und seelische „Tode“ sterben um uns zu wandeln und weiterzuentwickeln. Pluto hat die Kraft der tiefsten Wandlung und Transformation dazu.
Ein sehr gutes Bild ist ein Wasserstrudel in den man hineingeraten ist und der einen in die Tiefe zieht. Man kann nun gegen ihn anschwimmen, wird es aber nicht schaffen und ertrinken. Was kann man also tun? Hier gilt es die Angst zu überwinden und loszulassen – sich vom Strudel in die Tiefe ziehen zu lassen und vielleicht mit ein paar starken Schwimmstößen in der Tiefe des Strudels wieder heraus zu schwimmen.
Ein weiteres schönes Bild, welche nur historisch orientierte Astrologen kennen ist der Adler. Der erste überlieferte Tierkreis stammt von den alten Summerern. In diesem befand sich damals an der Stelle des Skorpions der Adler.
Beim Thema „Stirb und Werde“ kann man deshalb auch den Skorpion und den Adler als zusammengehörig sehen. Der Unterweltsgott Pluto wird somit als mythischer Held betrachtet, der in den Hades zu den Krabbeltieren absteigen muss, um dann wie ein Adler zum Olymp aufsteigen zu können.
Der spirituelle Lehrer Osho sagte dazu passend einmal:
Der Teufel ist nicht getrennt von Gott, sondern unterwegs zu Gott.
Pluto und Sexualität
Pluto steht generell für die Urkräfte jenseits aller moralischen Wertungen.
Wie wir bereits wissen ist Pluto der Herrscher des Tierkreises Skorpion und der Gott der Unterwelt. Die körperliche Entsprechung dazu ist der Unterleib, das Becken und die Geschlechtsorgane. Jetzt wird die Problematik unserer vorigen Generationen vielleicht schon erahnbar.
In unserer Kultur und insbesondere in der christlichen Kirche ist gelebte Sexualität auch heute immer noch ein Tabuthema. In der Kirche gibt es als Frauenbild nur eine „weiße Göttin“, die Jungfrau Maria- die Frau ohne Unterleib. Ihre Hexenschwester, die unabhängige, selbstbewusste, vitale Frau und Amazone wurde auf den Scheiterhaufen gepackt.
Als Geliebte wünscht man(n) sich die verruchte, hexenhafte Frau – eine sogenannte „rote Göttin“, aber das ist meist streng geheim. Die Mutter der Kinder und Partnerin soll dagegen eine „weiße Göttin“ sein. Auf der anderen Seite gibt es genauso viele Kuckuckskinder, was manchmal erst durch Zufall ans Licht kommt oder gänzlich verschwiegen wird. Mann und Frau geben sich da lt. vielen Studien heute nichts mehr, hier besteht kein Unterschied. Das ist Fakt, aber wie schnell wird immer noch geurteilt und schlecht getratscht darüber?
Zum Glück wandelt sich diese veraltete Einstellung heute immer mehr. Es wird immer offener mit dem Thema Sexualität in unserer Gesellschaft umgegangen. Zum Beispiel stand das Buch „Fifty Shades auf Grey – geheimes Verlangen“ sehr schnell auf den Bestsellerlisten und der Film zog Millionen in die Kinos. In früheren Generationen offiziell undenkbar.
Sexualität ist die Urvitalkraft des Menschen. In Indien gibt es z.B. das Bild der Kundalini-Schlange. In der Kundalini-Meditation stellt man sich diese im Becken vor. Bei dieser Meditation soll diese Schlange geweckt werden, mit dem Ziel, die Lebensenergie wieder freier durch den Körper fließen zu lassen. Die Schlange steht übrigens ebenfalls symbolisch für Pluto-Energie. Von vielen wird sie als ein eher „dunkles Tier“ gefürchtet und eine Schlange muss sich häuten.
Pluto steht somit auch für unsere geheimen Wünsche in der Sexualität und macht uns Mut diese zu leben. Sexualität gehört zum Leben und sollte nie unterdrückt oder ausgeschlossen werden. Aufgrund der Nähe und der Gefühle eines anderen Menschen und die Gefahr von Krankheiten sollte aber sehr achtsam damit umgegangen werden. Ansonsten zeigt sich Pluto sehr schnell von seiner Schattenseite.
Pluto im Geburtshoroskop
Pluto ist der sonnenfernste Planet und damit auch der langsamste. Er benötigt ca. 248 Jahre um einmal um die Sonne zu kreisen, also den Tierkreis zu durchlaufen. Die Folge ist, dass er im Durchschnitt ca. 20 Jahre in einem Tierkreiszeichen verbringt. Aufgrund seiner sehr ungewöhnlichen Laufbahn schwankt der Aufenthalt in einem Zeichen aber zwischen 11 und 30 Jahren.
Deshalb steht Pluto bei allen Menschen einer Generation meist im selben Tierkreiszeichen. Das Tierkreiszeichen durch das er „gefärbt“ wird ist somit eher ein Generationsthema und nicht so individuell bedeutsam für die Einzelperson.
Im persönlichen Geburtshoroskop sind deswegen die Beziehungen (Aspekte) zu anderen Planeten und das Haus für den individuell Einzelnen interessant. Wo auch immer Pluto steht, haben wir es im Leben mit Todesbegegnungen, mit Wandlungserfahrungen, Macht und Ohnmacht zu tun. Wir sind gut beraten ihn als dunklen Aspekt der Existenz und der Unterwelt in unser Leben einzuladen. Im besten Fall erfahren wir durch den geheimnisvollen Magier eine Bereicherung und positive Weiterentwicklung.
Mein persönliches Schlusswort
Das Pluto hauptsächlich über die Aspekte auf andere Planeten im Geburtshoroskop „verdeckt“ wirkt ist dabei schon wieder mal typisch für seine Energie. Mit den Aspekten beschäftigt man sich nicht gleich zu Anfang wenn man mit der Arbeit mit dem Geburtshoroskop anfängt und noch wenig Erfahrung und Wissen hat. Ansonsten kommt man völlig durcheinander, es ist alles nur noch verwirrend und macht auch keinen Spaß.
Als ich Astrologie gelernt habe, habe ich mich zunächst mit den Tierkreiszeichen und Planeten sehr intensiv beschäftigt. Es dauert einige Zeit bis man diese wirklich erfühlt und verstanden hat, diese auch in ihrer Art und Thematik voneinander unterscheiden und abgrenzen kann. Mir haben die vielen Bilder und Märchen und die Gespräche mit anderen sehr dabei geholfen ein tiefes sicheres Verständnis und Gefühl dafür zu entwickeln.
Häuser und Aspekte kommen mit der Zeit immer mal wieder punktuell, wenn es thematisch passt, dazu. Man lernt diese somit im Zeitverlauf automatisch mit. Wenn du dir ein Thema in deinem Geburtshoroskop anschaust, dann kannst du ganz zum Schluss gucken ob es zu dem Planeten auch einen Aspekt zu Pluto gibt. Du musst noch nicht wissen was dieser genau bedeutet. Es reicht meistens schon die Erkenntnis, dass der geheimnisvolle Magier dort wohl auch noch seine Finger im Hintergrund mit im Spiel hat. Seine Energie kommt dann bei der jeweiligen Thematik noch mit dazu. Versuch das zunächst erstmal nur zu erfühlen.
In diesem Sinne, alles braucht seine Zeit bis wir es wirklich verstehen und ein Können entwickeln. Das Leben versteht man auch nicht an einem Tag, sondern man braucht sein ganzes Leben dazu. Auch ich lerne und entdecke immer wieder neue Sachen in meinem Radix. Versuche nicht dein Geburtshoroskop auf einmal zu verstehen. Vertraue darauf, dass du genau dann, wenn das Thema in deiner Lebensphase dran ist auch den richtigen Impuls im Radix entdeckst.
Pluto gibt uns Mut und Kraft jede notwendige Wandlungsphase im Leben zu bewältigen. Er begleitet uns unser ganzes Leben, denn wir sollen uns entwickeln und etwas lernen auf dieser Welt – bis wir selbst das Leben loslassen und ihm in sein Reich endgültig folgen.
Wer sich weigert, Schüler zu sein, kann niemals Meister werden. (Ettigirb Releht)